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Ziemlich beste Freunde

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Ziemlich beste Freunde

Abgedruckt in: Miteinander. Gemeindebrief der Evangelischen Kirchengemeinde Niederweidbach, Nr. 60, Ab Februar 2012, 8-10.


„Ziemlich beste Freunde„ ist einer der Filme, die gerade angesagt sind. Millionen haben ihn schon gesehen. In Frankreich werden ein querschnittsgelähmter reicher Weißer und ein armer Schwarzer Freunde. Der Weiße stellt den Schwarzen als Pfleger an, weil er kein Mitleid zeigt, sondern pragmatisch auftritt und hilft. Das Ganze beruht auf einer wahren Geschichte. Zeitungen und Zeitschriften haben das aufgenommen.

Freunde verbringen Zeit miteinander, sie verstehen sich, sie sind sich nahe, reden miteinander über Stärken und Schwächen. Freunde haben gleiche Interessen, gleichen Humor und helfen sich. Vieles muss nicht gesagt werden. Viele Freundschaften basieren auf Gesprächen. All das zeigt „Ziemlich beste Freunde„.

Landläufig meint man, dass sich Männerfreundschaften von Frauenfreundschaften unterscheiden. Es ist schon so, dass Männer eher etwas zusammen unternehmen und Frauen eher miteinander reden. Dennoch kann die Wissenschaft keinen großen Unterschied feststellen. Eher ist es so, dass das Milieu eines Menschen auch die Art bestimmt, wie er seine Freundschaft lebt. Es gibt kein allgemeingültiges Maß für die Qualität einer Freundschaft.

Landläufig ist man der Meinung, dass Männer und Frauen keine Freunde sein können. Aber auch für diese Aussage gibt es Ausnahmen. Für viele ist der Ehepartner oder die Ehepartnerin der beste Freund oder die beste Freundin.

In den sozialen Netzwerken sammelt man angeblich Freunde, aber das sind zumeist als oberflächliche Kontakte getarnte Bekanntschaften. Ein Face-to-face Freund ist etwas anderes als ein Chat-Freund. Wenn man sich mit dem Gesicht einander gegenüber steht oder sitzt, redet und reagiert man anders als vor einer Tastatur. Die Art der Kommunikation ist eine andere.

„Du hast keine Freunde„ ist zum Schimpfwort geworden. Tatsächlich ist die Zahl derer, die man psychologisch als Freund bezeichnen kann, oft an einer Hand abzulesen. 40 Prozent der Menschen haben maximal drei Freunde. Niemand ist eine Insel, aber oft ist man auf seiner Insel nur mit wenigen Freunden zusammen.

Freundschaft hat etwas mit Zuneigung zu tun, man kann auch sagen mit Liebe. Beides ist eng verbunden. Viele suchen durch soziale Netzwerke ihre alten Freunde. Ich bin mir nicht sicher, ob man mit einem so wiedergefundenen Freund schnell wieder Nähe herstellen kann. Wenn da anhaltend Feuer gewesen wäre, wäre doch zumeist der Kontakt nicht abgebrochen. Freundschaften müssen gepflegt werden, auch dieser Aspekt entspricht der Liebe.

Manchmal hat der Beginn einer Freundschaft etwas Magisches. Oft hat das Ende einer Freundschaft etwas Tragisches. Freunde können sich auseinander leben und Freunde können einander enttäuschen. Auch ein Freund und gerade ein Freund kann enttäuschen. Die große Nähe muss nicht vor Enttäuschung schützen. Aus Freund kann Feind werden. Böse Zungen sagen sogar, dass in jedem Freund ein Feind lauert. Dies zu erleben, ist sehr schmerzhaft und verletzt tief.

In der Bibel beschäftigen sich mehrere Aspekte mit der Freundschaft. Zum einen werden viele Geschichten von Freunden erzählt. Adam und Eva waren Partner, Freunde und ein Paar. Jesus hatte Freunde, Lazarus etwa und seine Jünger. Er spricht häufiger über Freunde in seinen Gleichnissen. Freundschaft ist eine gute Gabe von Gott.

Die Bibel weiß auch um die Zwiespältigkeit von Freundschaft. Hiob etwa klagt, dass seine Freunde ihn verlassen haben und dass sie ihn verspotten. In den Psalmen finden sich Klagen nach dem Motto: „Meine Freunde stehen gegen mich„. Jeremia warnt: „Ein jeglicher hüte sich vor seinem Freunde, denn ein Freund verrät den anderen„.

Von größter Bedeutung ist es, dass Gott und Mensch zum Freund werden. Dies geschieht durch Jesus Christus. Er gilt als der wahre Freund aller Menschen. Er würdigt uns, indem er uns zu seinen Freunden macht. Diesen Aspekt nennt besonders das Johannesevangelium. Jesus spricht davon, dass die Liebe zum Mitmenschen wichtig ist, und er sagt dann (Johannes 13,13-15): „Niemand liebt mehr als einer, der sein Leben für seine Freunde opfert. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr mein Gebot befolgt. Ich nenne euch ... Freunde.„ Jesus spricht von sich selbst. Er ist es, der das Leben für seine Freunde lässt und er ist es, der uns zu seinen Freunden macht. Er ist ein Freund, dem man sich anvertrauen kann. Auf ihn kann man sich verlassen. Jesus, dieser Freund enttäuscht nicht.

Martin Luther übrigens rechnet „treue Freunde und gute Nachbarn„ zum täglichen Brot. Im seinem Großen Katechismus erklärt Luther die Bitte des Vaterunsers: „Unser tägliches Brot gibt uns heute„. In Verbindung mit dem Brot, das Gott uns geben möge, nennt er auch die Bitte um treue Nachbarn und gute Freunde: „Gott möge uns... treue Nachbarn und gute Freunde bescheren…„.

Freundschaften können inniger sein als die Verbindung mit der Verwandtschaft. Auch das wird in der Bibel bereits gesagt (Sprüche 17,17; 27,9). Und heute sagen manche: „Freunde sind die Entschuldigung Gottes für Verwandte„.

„Ein Freund, ein guter Freund, das ist das beste, was es gibt auf der Welt„.
Menschen können einander zum Segen werden. Gott wird uns in unserem Freund Jesus Christus zum Segen. Freundschaft ist ein wunderbares Geschenk, das unser Leben bereichert. Die größte Freundschaft hat er uns selber erwiesen und gezeigt. Dafür sagen wir Danke.

Frank Rudolph